2020 war für die Foodservice-Branche besonders hart und für 2021 sieht es nicht besser aus. Die gute Nachricht ist, dass wir trotz der globalen Pandemie das Licht am Ende des Tunnels sehen. Besonders gut sieht es für Unternehmen aus, die sich mit veganer Ernährung beschäftigen. Bis 2026 wird der Markt voraussichtlich 31,4 Milliarden Dollar erreichen, bei einer CAGR von etwa 10-11% (2019-2016).
Um zu überleben, muss man sich anpassen und offen sein und Ernährungstrends aufgreifen, wenn sie Fahrt aufnehmen. Im Jahr 2021 dreht sich alles um Nachhaltigkeit und damit auch die vegane Ernährung, aber mit einem Twist – dies wird das Jahr sein, in dem Teilzeit-Veganer ihren festen Platz in der Nahrungskette einnehmen werden.
Das Thema vegane Ernährung provoziert gerne im Lager der radikalen Befürworter und Gegner oft eine geradezu erbitterte Diskussion. Daher in aller Klarheit vorweg: es geht nicht um Zwang und auch nicht um eine Ersatzreligion, es geht nicht darum, Menschen den Genuss ihres Lieblingsessens zu nehmen. Und ja, nicht alles in der veganen Welt ist perfekt, von stark verarbeiteten Lebensmitteln bis hin zu Obst und Gemüse, das nicht nachhaltig produziert wird; der Markt entwickelt sich weiter.
Aber, und das sollte der Hauptgedanke sein, eine (teilweise) vegane Ernährung kann uns helfen, in Sachen Nachhaltigkeit besser zu werden. Hier – mit Blick auf die Klimakrise – ist es bereits 5 vor 12.
Hier ein paar Insights, warum Teilzeit-Veganer die Foodservice-Branche im Jahr 2021 und darüber hinaus rocken werden.
Nichts ist nur schwarz oder weiß
Eine Zeit lang dachten wir, vegan zu sein sei eine Alles-oder-Nichts-Angelegenheit. Zwischen totalem Verzicht und Fleischkonsum schien kein Raum zu sein. Wenn es um gesündere, nachhaltigere Essgewohnheiten geht, können Sie jedoch wählen, wie engagiert Sie sein wollen. Genau wie beim Training kann man sich entscheiden, ob man jeden Morgen im Fitnessstudio verbringt oder nur zwei Mal pro Woche eine Spinning-Session absolviert.
Die Menschen haben erkannt, dass sie ihren veganen Schalter an- und ausschalten können, was absolut positiv ist. Weniger Fleisch zu essen, auch wenn man ab und zu ein gutes Steak genießt, ist schon besser für die Gesundheit, aber vor allem für die Umwelt. Der Fokus liegt hier auf gut im Sinne von tiergerechter Produktion und bekannter Herkunft. Ziel ist es, einem Lebensmittel wie Fleisch wieder den Wert zu geben, den es einmal hatte und den es verdient.
Der Trend des fleischlosen Montags in den USA ist ein gutes Beispiel dafür, und die Gastronomie kann aus diesem Goodwill Kapital schlagen, indem sie mehr pflanzliche Alternativen anbietet. Wie das geht? Mit mehr und vielfältigerem veganen Essen, das ebenso schmackhaft wie gesund ist und bei dem man die Nachhaltigkeit direkt mitverkaufen kann.
In gewisser Weise waren Restaurants die ersten Teilzeit-Veganer, da sie anfingen, ihren Kunden sowohl vegane als auch nicht-vegane Optionen anzubieten. Wenn Sie heute jedoch nicht die vegetarischen und veganen Alternativen anbieten, verlieren Sie Ihren Platz auf dem Markt; das haben sogar die großen Fast-Food Ketten wie McDonald’s und Burger King erkannt.
Essen zu Hause wird immer noch die Norm sein
Trotz der Hoffnung, dass bald die Restaurants wie gewohnt wieder öffnen können und Covid-19 seinen Schrecken verliert, wird die Restaurantbranche wohl einige Zeit brauchen, um sich zu erholen; viele werden aber auch auf der Strecke bleiben.
Da es in den meisten Ländern immer noch Einschränkungen in Bezug auf die soziale Distanz gibt, wird das Essen zu Hause immer noch die Norm sein.
Das bedeutet, dass die Menschen entweder ihr eigenes Essen kochen oder ihre Mahlzeiten online bestellen. Die Sache mit der Online-Bestellung von Essen ist, dass der Kunde gefühlt unendlich viele Optionen zur Verfügung hat. Nach monatelangem Junk-Food-Essen im Jahr 2020 suchen die Kunden nun nach den gesündesten Alternativen, was auch das steigende vegetarische und vegane Angebot erklärt.
Im Jahr 2020 war es kein Problem ein paar zusätzliche Pfunde durch den Lockdown zuzulegen und nicht aus dem Haus zu gehen; 2021 wird es darum gehen, diese Pfunde zu verlieren und wieder in Form zu kommen. Homeoffice, Junk-Food und die eigene Couch sind eben keine gute Kombination.
Veganes Fleisch ist in
Beyond Meat hat 2012 die Welt der Lebensmittel im Sturm erobert. Die fleischlosen Proteine umfassen alles von veganem Hühnergeschnetzeltem bis hin zu Frikadellen, Burger-Patties, Würstchen und vieles mehr. Fast zehn Jahre nach ihrer Markteinführung ist fleischloses Fleisch endlich im Mainstream angekommen, vor allem dank der Foodservice-Branche, die diesen Trend zusätzlich befeuert hat.
Zusammen mit Soja-Chorizo, Seitan, Jackfruit und dem berühmten pflanzlichen Impossible Burger ist das vegane Angebot vielfältiger und verfügbarer denn je. Und zwar nicht nur für Menschen, die sich vegan ernähren, sondern für alle, denn das Zeug schmeckt einfach gut!
Sogar Tofu ist wieder cool – und das ist erst der Anfang. Wenn Sie also Fleischalternativen für Ihr nächstes Menü nicht in Betracht ziehen, verpassen Sie womöglich etwas. Fleischlose Alternativen passen nicht nur zu den aktuellen Gesundheits- und Umwelttrends, sondern sind auch lecker; der beste Garant für wiederkehrende Kunden, also eine Win-Win-Situation wie aus dem Lehrbuch.
Meeresfrüchte auf pflanzlicher Basis – Beyond Meat für Seafood
Wenn Sie denken, dass pflanzliches Fleisch beeindruckend ist, dann warten Sie, bis Sie die große Auswahl an pflanzlichen Meeresfrüchten sehen, die mehr und mehr auf den Markt kommen werden. The Plant-Based Seafood Company, Save Da Sea, New Wave Foods und Shiok Meats, um nur einige zu nennen, sind boomende Unternehmen, die aus einer ziemlich offensichtlichen Marktchance Kapital schlagen werden – schuldfreie Meeresfrüchte.
Wenn Sie denken, dass Viehzucht schlecht für die Umwelt ist, dann setzt die intensive Fischerei noch einen obendrauf. Die traurige Wahrheit ist, dass die Artenvielfalt in den Ozeanen in den letzten 40 Jahren um 39 % zurückgegangen ist und allein 100 Millionen Tonnen Fisch 38,5 Millionen Tonnen Beifang erzeugen. Überfischung ist damit ein ernstes Problem für uns alle. Zuchtfische aus z.B. Lachsfarmen sind auch nicht viel besser. Wenn wir nicht bald gegensteuern, dann lassen sich die Folgen für das Ökosystem Meer kaum noch reparieren.
Wie klingt geräucherter Lachs aus Pflanzen? Oder wie wäre es mit 100 % pflanzlichen Shrimps mit null Cholesterin? Und wie kann man zu köstlich zartem Hummer und Krabbenküchlein nein sagen? Hier tut sich einiges: Das Startup Happy Ocean Foods zum Beispiel hat Shrimps entwickelt, die nicht nur vegan, sondern auch verdammt lecker sind!
Veganes Ei: Das ist die Antwort auf “Was gibt’s zum Frühstück”?
Auch das Frühstück wird vegan und für Teilzeit-Veganer ist es eine tolle Möglichkeit, zumindest eine vegane Mahlzeit am Tag zu sich zu nehmen. Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, richtig?
Es gibt viele vegane Ei-Optionen zum Ausprobieren. Das vegane Ei von JUST wird aus Mungobohnen hergestellt, die um ein Vielfaches nachhaltiger sind als normale Eier. Das vegane Easy Egg von Orgran Foods schmeckt wunderbar als Rührei, und die ei-freie Omelett Mischung von Terra Vegane ist ideal für Restaurants. Schließlich gibt es noch das Follow Your Heart VeganEgg, das mit Sojamilchpulver hergestellt wird. Sie können sie auf jede beliebige Weise zubereiten und sogar damit backen.
Mehr Angebot – mehr Vielseitigkeit
Tief im Inneren fühlen wir alle, dass es der richtige Weg wäre, vegan zu leben – nicht nur für unsere Gesundheit, sondern auch für die Umwelt. Natürlich ist der vegane Lebensstil eine große Umstellung, die man nicht erwarten darf. Die meisten von uns sind dazu nicht bereit und sie müssen es auch nicht werden. Bewusste Pausen von tierischen Lebensmitteln einzulegen ist jedoch einfacher, als man denkt und erweitert den Horizont.
Teilzeit-Veganer: Trend für 2021 ist, besser zu essen, aber mit Flexibilität. Selbst wenn Sie einmal in der Woche nicht-tierische Lebensmittel zum Abendessen essen würden, hätten das bereits einen größeren Einfluss als Sie vielleicht vermuten würden.
Nochmals: Es geht nicht darum, die Menschen zu einer anderen Ernährung zu zwingen, das würde keinen Sinn machen und nur Widerstand provozieren. Es gilt Interesse zu wecken fernab jeder Ideologie zu zeigen, dass der vegane Lebensmittelmarkt spannend ist, Spaß machen kann und sogar lecker schmeckt.
Für die Foodservice-Branche lautet die Aufgabe, diese Alternativen attraktiv anzubieten und aus dem Nischenbereich zu lösen. Vegan-freundliche Menüs werden in diesem Jahr einen Vorsprung haben und sicher auch über 2021 hinaus – und das ist erst der Anfang.
Also entspannen Sie sich und springen einmal auf den veganen Trend auf, denn dieses Jahr wird ohnehin ein ordentliches Rodeo werden!
© Sascha Barby, 2021. All rights reserved. Title photo by ish Media on Unsplash. Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt, die die Weibliche gleichberechtigt einschließt.